4.4 Blickbewegungen und Aufmerksamkeitsverteilung

4.4 Blickbewegungen und Aufmerksamkeitsverteilung

Die Aufzeichnungen der Blickbewegungsregistrierung wurden mit automatisierten Excel-Templates analysiert. Daraus sind folgende statistische Daten hervorgegangen:
Anzahl Fixationen:
Gibt die Anzahl der Fixationen auf der gesamten Testvorlage innerhalb der Betrachtungszeit von 30s wieder.

Abb. 44.1 Gesamtanzahl Fixationen

Tab. 44.1 Anzahl Fixationen pro Länge

Die Gesamtanzahl an Fixationen ist am höchsten bei der Modellform Choroplethen (574 Gesamtfixationen bei 7 Versuchspersonen). Am niedrigsten ist die Zahl jeweils bei Schattierung, Isarithmen und Diskreten Niveauflächen. Diese Verteilung könnte darauf schließen lassen, dass bei Choroplethen, Gestuften Gittersignaturen, Stetigen Niveauflächen und Flächendiagrammen Prozesse der Informationsaufnahme und -verarbeitung stärker stattgefunden haben als bei den Modellformen Schattierung, Isarithmen und Diskreten Niveauflächen.
Fixationszeiten
Die Fixationsdauer ist einerseits ein Maß für die Intensität der Informationsaufnahme, andererseits ein Maß für die kognitive Beanspruchung.

Abb. 44.2 Fixationszeiten (von 30 s)

Gezeigt wird, wie viele Sekunden im Durchschnitt bei der Betrachtung einer Testvorlage von 30 Sekunden auf Fixationen entfallen. Auch hier ist die Verteilung wie bei der vorangegangenen Darstellung.
Abb. 44.3 Durchschnittliche Dauer einer Fixation

Weitere statistische Berechnungen

Neben der Auswertung mit automatisierten Excel-Templates fand eine eigene Auswertung der Rohdaten statt.
 
Fixationslängenverteilung :
Bei einer Fixationsdauer von 60-100ms spricht man von Expressfixationen, hier können bereits Informationen aufgenommen werden. Bei einer Dauer von 100-200ms spricht man von Such- bzw. Orientierungsfixationen und erst bei einer Dauer >300ms von Verarbeitungsfixationen.

Für die Berechnung wurden die Fixationen der einzelnen Versuchspersonen analysiert und gemittelt. Zunächst wurden nur die Absolutwerte berechnet. Da aber die Anzahl von Fixationen sowohl innerhalb der Testvorlage als auch innerhalb der VPn stark schwankte wurden diese Werte normiert.

Abb. 44.4 Fixationslängen

Tab 44.2 Fixationslängenberechnung
Der höchste Anteil an Verarbeitungsfixationen ist bei der stetigen Niveauflächenkarte sowie der Flächendiagrammkarte feststellbar, hier ist der Anteil an Expressfixationen relativ gering. Dies könnte darauf schließen lassen, dass die anderen Karten leichter wahrzunehmen waren und keine längeren Fixationszeiten nötig waren. Oder in diesen Karten wurden besonders viele Informationen aufgenommen.

Außerdem muss hier auch beachtet werden, dass Informationen auch aus dem peripheren Sehfeld aufgenommen werden können. Dies könnte beispielsweise bei den Choroplethen der Fall sein.

 
 
Interfixationen (Sakkaden):
gibt die Abstände in ms zwischen Fixationen an, wird als Ersatz für Sakkadenlängen berechnet.

Abstände über 500ms wurden aus den Rohdaten entfernt, da diese Abstände unwahrscheinlich sind und auf Registrierungsprobleme schließen lassen (z.B. durch Lidschläge, Kopfbewegungen…).

Abb. 44.5 Mittlere Interfixationslänge als Säulen und Streuung in Form von Maximalwert- und Minimalwertlinien.

Tab. 44.3 Streckenvergleich:  Mit dem Blick zurückgelegte Strecke auf der Testvorlage in cm
Abb. 44.5 zeigt, dass bei den Stetigen Niveauflächen und  Flächendiagrammen die zeitlichen Abstände zwischen Fixationen relativ gering und bei Diskreter Niveauflächen, Schattierungen und Gestuften Gittersignaturen relativ hoch sind. Daraus kann geschlossen werden, dass Stetige Niveauflächen und Flächendiagramme schwierigere Testvorlagen waren als die übrigen. Generell schwanken die Werte aber nur um knapp 30 ms.
Abb. 44.6 Gesamt Bildschirmdistanz
Bei der gesamten zurückgelegten Bildschirmdistanz erreicht die Modellform Isarithmen die geringsten Werte, die höchsten die Quadratraster, Schattierungen und Choroplethen. Bei der Betrachtung der Aufmerksamkeitslandschaften ist bei den Choroplethen und Gestuften Gittersignaturen bereits festgestellt worden, dass die Blicke hier sehr weit über das Kartenbild streuen.

  • je länger die Strecke, desto mehr Bereiche der Karte konnten betrachtet werden;
  • je kürzer die Strecke desto strukturierter die Aufgabenbearbeitung (es gab aber keine klaren Aufträge);
  • je länger die Strecke, desto größer der Entropiegrad der Karte (vgl. Teil A Kap. 5.3.2).