Ulrich Eisemann (2004) hat in der Einleitung seines Buches konkret und verständlich beschrieben, welche Probleme beim Einsatz von Farberscheinungsmodellen bestehen und in Zukunft berücksichtigt werden sollten: |
Das Ziel der Entwicklung von CAM ist die automatische Analyse von farbigen Szenerien. |
„Eines der wichtigsten ungelösten Probleme im Bereich der elektronischen Farbbildverarbeitung stellt die Entwicklung eines umfassenden Modells für das Farbsehverhalten des Menschen dar. Ein … Farberscheinungsmodell sollte in der Lage sein, die farbwahrnehmungsfixierten Objekte in unterschiedlichsten Szenen korrekt zu beschreiben. Da das visuelle System komplexe Adaptationsmechanismen aufweist und sich ständig selbst an Helligkeits- und Farbverteilungen innerhalb des Gesichtsfeldes anpasst, … ist die Farberscheinung als örtliches Phänomen immer das Resultat eines komplizierten Vergleiches des fixierten Objektes mit allen in einer Szene auftretenden Farben“.
|
|
Er führt weiter aus, dass die bisherigen Lösungen nur unzureichend sind, da sie noch die „Leistungsfähigkeit der Modelle vom Anwender abhängig machen“. Das Ziel der Entwicklung von CAM ist also, dass farbige und elektronisch erzeugte Szenen hinsichtlich ihrer beobachtbaren farb- bzw. photometrischen Größen automatisch analysiert werden und Objekte, die in ihrer Farbigkeit betrachtet werden sollen, hinsichtlich möglicher verfälschender Farberscheinungen (Effekte) korrigiert werden. |
|
Bei einem CAM werden, als erster Modellabschnitt, zunächst die CIE-Farbwerte (vgl. CIELAB-Farbsystem) eines zu reflektierenden Farbreizes, der visuell verarbeitet werden soll, bestimmt. Dabei werden je nach Modell entweder nur ein kleiner Sichtbereich als zwei Grad großer Hauptfarbreiz im Sehzentrum oder die gesamten, etwa zehn Grad großen Umgebungsreize erfasst (vgl. 2°- und 10°-Normalbeobachter, Kapitel 2.3). Danach werden Phänomene wie Leuchtdichte, Sättigung, Farbton, absolute und relative Helligkeit, Buntheit und andere Werte eines Reizes bestimmt. Komplexer ist die Bestimmung der umgebenden Farbszenerie. So werden Farbabstände zwischen Farbflächen nach euklidischen Regeln bestimmt, und danach aufbauend, die meistens von der Farbumgebung ausgehenden oben genannten Farbeffekte auf die Beeinflussung des zu betrachtenden Farbreizes ermittelt. Weiter erfolgt, als zentraler Bereich eines CAM-Systems, die Transformation bzw. Farbkorrektur der zentralen und umgebenden Farbpräsentation. |
Bei einem CAM werden die CIE-Farbwerte eines zu reflektierenden Farbreizes bestimmt |
Ein bekanntes Beispiel für ein CAM-System ist das Hunt Modell, bei dem z. B. die oben vorgestellten Eigenschaften von Bezold und Brücke, Abney, Helmholtz und Kohlrausch, Hunt, Helson und Judd, Stevens, Bartleson und Breneman sowie Simultan-Kontrast Effekte berücksichtigt sind (Hunt 2004). Es werden dabei sämtliche Merkmale eines Sichtfeldes unabhängig voneinander mit einbezogen. Weitere Modelle sind das Nayatani Model, das für die Anwendung in der Beleuchtungstechnik konzipiert ist, das RLAB-Modell mit relativ einfach zu handhabenden Parametern sowie die von der CIE anerkannten und unterstützten Modelle CAM97s und CIECAM02. Gerade beim letzteren Modell wurde angestrebt, die Anwendung zu vereinfachen, um es vielseitiger einsetzen zu können. Beim relativ aktuellen Modell iCAM können sukzessiv zusätzliche Farberscheinungsparameter integriert und an bestimmte Anwendungen angepasst werden (Fairchild et al. 2004). |
Beim aktuellen iCAM-Modell können zusätzliche Farberscheinungsparameter integriert und das Modell an bestimmte Anwendungen angepasst werden. |