Einleitung

Einleitung

Kartographie_Einleitung

Teil A: Elementare Prozesse der sensorischen Reiz- und Informationsverarbeitung:

 

In diesem ersten Teil wird – als Einführung in die gesamte Arbeit – die Wahrnehmung von Farben und Helligkeiten und zum anderen von geometrischen Figurationen thematisiert. Dazu werden vor allem der wissenschaftliche Erkenntnisstand und die verschiedenen Methodenkomplexe, die zur Analyse und Untersuchung von Wahrnehmungsprozessen führen, vorgestellt und hinsichtlich ihrer Relevanz u. a. für den Bereich der Kartographie diskutiert. Als Voraussetzung werden geometrische und graphische Elemente sowie Bedingungen kartographischer Repräsentationen und Präsentationen dargestellt, auf die sich die Prozesse der Farb-, Helligkeits- und Figurationswahrnehmung beziehen.

Dabei wird zwar einerseits das Schwergewicht auf die Beschreibung spezifisch kartographischer Reizmuster gelegt, die den sensorischen Zugriff und daraus abgeleitet die Extraktion von Informationen beeinflussen. Andererseits wird aber versucht, Beziehungen zu allgemeinen Definitionen der räumlichen Wahrnehmung in Kognitionspsychologie und den Neurowissenschaften herzustellen, um die in diesen Bereichen entstandenen umfangreichen Theorieansätze und Ergebnisse empirischer Untersuchungen auf Fragestellungen oder Probleme, die sich in der Kartographie ergeben haben oder sich neu stellen, übertragen zu können.

Ein relevanter und immer noch aktueller Aspekt kartographischer Visualisierung ist die häufig hohe graphische Komplexität oder strukturelle Zeichendichte in Karten. Dieses Phänomen beeinflusst beispielsweise die bei der Selektion von Informationen stattfindende visuelle Trennung von informationstragenden Zeichen und ihrem umgebenden optischen Hintergrund. Da dieser Aspekt des visuellen Reizangebotes für die meisten optischen Szenerien Gültigkeit hat, wird zum Abschluss dieses Abschnitts A eine empirische Untersuchung verkürzt vorgestellt, deren Ergebnisse Hinweise zu den Auswirkungen der graphischen Komplexität auf visuelle Wahrnehmungsprozesse geben können. Bei der Untersuchung handelt es sich um zwei Arbeiten, die 1977 und 1981 veröffentlicht wurden und die heute nicht mehr allgemein zugänglich sind, deren Stellenwert aber für das Thema der vorliegenden Ausführungen relativ hoch ist.